Tag 19: Narol – Szczeble
Wir frühstückten am Unterstand, wo wir auch unsere Sachen im Trockenen sortierten, da es wieder angefangen hatte zu regnen. Um 9 fuhren wir schließlich los und trafen auf der Straße durchs Dorf in Scharen die Leute, die auf dem Weg zum Sonntagsgottesdienst waren. Der Green Velo führte über viele asphaltierte Wege durch den Wald, meistens ziemlich grenznah zur Ukraine. In einem kleinen Ort kamen wir an einer geschlossenen grünen Grenze vorbei.
Es war wieder sehr heiß und die Luftfeuchtigkeit war hoch. Als wir über einsame Waldwege fuhren, wurden wir von zwei polnischen Militärs auf Motorrädern überholt. Der heutige Schlafplatz lag an einem von der Gemeinde neu angelegten Dorfplatz. Der deutsch sprechende Mann, der uns empfing, erzählte uns ein paar Dinge zum Platz, und wer schon dort übernachtet hatte. Es gab einen überdachten Pavillon und eine Wiese am Teich, auf der wir unser Zelt aufstellten. Ein Plumpsklo und eine kalte Außendusche gab es auch. Abends versammelten sich noch ein paar Dorfbewohner am Pavillon, doch mit Einbruch der Dunkelheit war es wieder ruhig und wir gingen ins Zelt.

Tag 20: Szczeble – Kormanice
Nach dem Frühstück trockneten wir unser Zelt, da es ziemlich nass von innen war. Bevor wir losfuhren, schrieben wir noch ins Gästebuch des Platzes und dann ging es um 8:40 Uhr wieder los auf den Green Velo. Erst ging es an einer Straße entlang, später über Schotter und durch Wald. Wir fuhren über eine Autobahnbrücke, auf der Autobahn, die in die Ukraine führte, war nicht viel los. Wir kamen an einer Zubringerstraße vorbei, auf der sich die LKW in Richtung Ukraine kilometerweit stauten.
Es war wieder sehr heiß und auf dem Weg zu unserer heutigen Unterkunft mussten wir durch die Stadt Przemyśl fahren, in der es kaum Fahrradinfrastruktur gab. Die Stadt lag am Fluss und hatte eine schöne Altstadt mit vielen Altbauten. Kurz hinter Przemyśl ging es sehr steil bergauf, wir kamen nun ins Vorkarpatenland. Da wir für unsere Unterkunft den Green Velo verlassen mussten, ließen wir uns mit Google Maps leiten. Nun ging es über einen komplett zerfurchten Wirtschaftsweg, auf dem man kaum noch fahren konnte.
Am Nachmittag kamen wir am Agroturystyka an, wo uns der Gastgeber herzlich empfing. Wir konnten unsere Räder in die Garage stellen, und nachdem wir alles in unserem Zimmer verstaut und geduscht hatten, machten wir uns nochmal auf den Weg zu einem Imbiss, wo wir einen Kebab aßen. Danach gingen wir noch etwas einkaufen. Wir machten uns einen gemütlichen Abend in unserem Zimmer und spielten noch etwas. Nachts wurden wir ein paarmal von den bellenden Hunden des Hauses geweckt.

Tag 21: Kormanice – Dabrowka Starzenska
Morgens frühstückten wir ausführlich und nutzten den Luxus von Küche und Bad. Vor der Abfahrt unterhielten wir uns noch nett mit dem Gastgeber, der uns einen Weg durch den Wald zur Weiterfahrt empfahl. Dank seinem Tipp konnten wir uns ein paar Kilometer Strecke sparen. Dafür ging es in der morgendlichen Hitze im etwas kühleren Wald direkt steile Anstiege auf Schotter hoch.
An dem Tag kamen mehrere Berge mit anstrengenden Anstiegen und flotten Abfahrten. Die Landschaft war durch die Berge schön und abwechslungsreich, durch die Hitze waren wir nach den Anstiegen jedoch schweißgebadet. In einer Pause erfrischen wir uns mit Saft und Eis. Wir fuhren an dem Tag recht lange und am frühen Abend war das Licht besonders schön. Wir kauften noch etwas ein und steuerten das Agroturystyka an, den wir angefragt hatten. Leider waren die Gastgeber bei unserer Ankunft nicht da und auch nicht zu erreichen, nur ein paar trinkende Handwerker saßen vor dem Haus, was uns etwas abschreckte.
Also suchten wir spontan im Ort nach einer Alternative, fanden jedoch nichts. Wir erreichten das Agroturystyka zum Glück noch telefonsich und konnten dort in einem Zimmer übernachten, da für die Nacht ein Gewitter angekündigt war. Es fing dann auch abends stark an zu regnen und zu gewittern und wir waren froh über die Unterkunft.

Tag 22: Dabrowka Starzenska – Lancut
Morgens wurden wir um 5 von den Handwerkern geweckt, die über den Flur polterten. Nach einem Frühstück fuhren wir im grauen Wetter los, nach ein paar Steigungen erreichten wir ein Plateau, von dem wir eine gute Aussicht über das wolkenverhangene Tal hatten. An einer Steigung sprach uns ein Mann an und sagte, wir wären verrückt, dass wir das mit den Rädern machten. Wir kamen durch die Stadt Rzeszow, in der viel Verkehr auf den vierspurigen Straßen herrschte und wo es viele Shoppingmalls gab.
Wir fuhren weiter Richtung Campingplatz, der in der etwas kleineren Stadt Lancut lag. Der Platz war überschaubar und schön gestaltet, man sah noch ein paar Sturmschäden von der Nacht zuvor. Die Käsepiroggen, die wir fürs Abendessen gekauft hatten, stellten sich als süße Piroggen heraus, und so fuhr Daniel kurz entschlossen nochmal zum nahgelegenen Supermarkt, um herzhafte zu kaufen, die besser zur Gulaschsauce passten. Im Radio des Campingplatzes liefen Oldies. Nach dem Essen und einer Dusche ging es früh ins Zelt, doch da nachts der Regen laut prasselte, war der Schlaf nicht so erholsam.

Tag 23: Lancut – Ulanow
Wir packten unser Zelt nass zusammen und Daniel stellte meine Gangschaltung ein, da mein Fahrrad am Vortag nicht mehr gut geschaltet hatte. Zum Glück war das schnell behoben und so konnten wir nach dem Frühstück weiterfahren. Die Gegend, in der wir jetzt waren, war dichter besiedelt als die Regionen, durch die wir bis dahin auf dem Green Velo gefahren waren. Oft ging die Strecke an größeren Straßen entlang. Als wir nachmittags am Agroturystyka ankamen, begrüßte uns ein etwas murrig wirkender Mann.
Wir konnten unser Zelt im Garten des am Hang gelegenen Hauses aufschlagen. Leider waren auf der Wiese einige Hundehaufen der zahlreichen Hunde des Gastgebers. Einer der Hunde kackte dann noch direkt neben unser Zelt. Wir konnten die Gästeküche und das Gästebad im Haus nutzen und überlegten abends, wie wir weiterfahren wollten. Da wir sahen, dass der Green Velo weiterhin durch viele größere Orte und meistens an der Hauptstraße entlangführte, entschieden wir uns dafür, das letzte Stück nicht mehr zu fahren. Wir suchten einen Campingplatz in Sandomierz heraus, und von dort wollten wir dann nach Radom fahren, von wo unser Flixbus fahren würde.
So konnten wir noch zwei Tage in Radom sein und uns etwas von der Fahrt erholen, bevor es wieder nachhause ging. Wir buchten uns ein Air B’n’B dort.

Tag 24: Ulanow – Sandomierz
Morgens packten wir das Zelt nass ein, da die Wiese noch sehr feucht war. Nach dem Frühstuck fuhren wir los, es war noch angenehm kühl und wir fuhren viel an Hauptstraßen entlang. Der heutige Tag war unser letzter auf dem Green Velo, da wir ab Sandomierz unsere Route abkürzen wollten.
Die Fahrt war relativ unspektakulär und wir erreichten den Campingplatz nach gut 60 Kilometern. Der Platz war ziemlich groß, doch da die Saison langsam vorbei war, gab es nur noch vereinzelte Wohnwagencamper. Ein Mitarbeiter des Campingplatzes wollte unsere Reifen praller aufpumpen und konnte nicht verstehen, warum es für uns angenehmer war, mit geringerem Luftdruck zu fahren. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, gingen wir in die nahegelegene Altstadt von Sandomierz.
Die Stimmung war entspannt und wir setzten uns auf eine Bank am Marktplatz mit einem leckeren, sehr süßen Gebäck. Danach gingen wir noch etwas für unser letztes Abendessen auf dieser Tour einkaufen und es kamen etwas sentimentale Gefühle auf. Zurück am Campingplatz duschten wir und machten unsere Fahrräder noch fit für die lange letzte Etappe am nächsten Tag. Abends kochten wir Spaghetti, bevor wir müde und zufrieden schlafen gingen.

Tag 25: Sandomierz – Radom
Unser Zelt war mal wieder komplett nass, diesmal von innen und außen, da es nachts geregnet hatte. Auch morgens regnete es noch stark, und so packten wir unsere Sachen schnell zusammen und frühstückten im überdachten Küchenbereich. Auch als wir abfahrbereit waren, regnete es noch, und ein anderer Gast des Campingplatzes bot uns einen Kaffee an, doch wir mussten rechtzeitig los, um die 115 Kilometer nach Radom zu schaffen.
So fuhren wir in Regensachen los, doch die rutschige Kopfsteinpflasterstraße schob ich dann erstmal lieber hoch. Wir wurden von einem Ehepaar angesprochen, dass uns besseres Wetter und eine gute Fahrt wünschte. Doch erstmal regnete es noch etwas und wir mussten einigen Pfützen ausweichen. Die Landschaft war hügelig, wir kamen durch große Apfelplantagen und der Regen hörte auf. Die ersten 65 Kilometer der heutigen Etappe waren wirklich schön, wir fuhren über Wirtschaftswege und kamen durch winzige, ursprüngliche Dörfer.
Dann mussten wir leider etwa 18 Kilometer an einer Schnellstraße ohne Seitenstreifen fahren und wurden viel überholt. Einmal wurde es brenzlig, als in einem Ort ein Auto hinter uns zu schnell fährt und uns hinter der Kurve fast zu spät sieht. Es kam noch Gegenwind dazu und langsam wurde es anstrengend, zum Glück konnte ich in Daniels Windschatten fahren. Wir waren froh, als wir von der Straße wegkamen und wieder über Seitenstraßen fahren konnten. Ein paar Kilometer vor dem Ziel, im Vorort von Radom holten wir uns noch ein Eis an einer Tankstelle.
Dann fuhren wir in die Stadt rein und waren um 17 Uhr an unserem Air B’n’B. Dort wurden wir nett empfangen und breiteten uns in der schönen, frisch renovierten Wohnung aus. Wir kauften noch etwas ein und bestellten zur Feier des Tages eine Pizza, was dank des Tipps der Gastgeber gut klappte. Danach gingen wir satt und müde ins Bett.

Tag 26: Radom
Wir schliefen bis 7 Uhr, dann machten wir ein gemütliches Frühstück, bevor wir uns auf den Weg zum Freilichtmuseum machten, auch auf Empfehlung unserer Gastgeber. Dort fand ein Fest statt und es waren viele Stände aufgebaut. Wir schauten uns die alten Häuser an und kauften etwas zu essen an den Ständen.
So konnten wir unseren letzten Urlaubstag noch genießen. In der Ferne zog ein Gewitter auf und wir machten uns auf den Weg in die Altstadt Radoms. Auch dort fand an dem Tag ein Fest statt, das Brotfest, und überall waren Backstände und es gab eine Bühne, auf der allerdings noch nichts stattfand. Nachdem wir uns auch dort noch kurz umguckten, fuhren wir zu unserer Ferienwohnung zurück.
Dort machten wir noch unsere Räder etwas sauber, da hatte sich in den letzten drei Wochen einiges an Schmutz angesammelt. Wir hatten auch noch genug Zeit, um uns auszuruhen und einen Spaziergang zu machen. Unser Bus am nächsten Tag fuhr erst am Abend und wir durften auf Nachfrage so lange in der Wohnung bleiben, was uns sehr geholfen hat, entspannt wieder loszukommen und die lange Busfahrt erholt anzutreten.
