Radreise durch Polen auf dem Green Velo Teil 4

Tag 13: Zablotczyzna – Buzka

Um kurz vor neun machten wir uns wieder auf den Weg. Vorher verabschiedeten wir uns von unserer Gastgeberin, sie zeigte uns noch ein paar Fotos ihrer Kinder und ihres verstorbenen Mannes und ich durfte unser Salzgläschen bei ihr auffüllen. 

Die Route führte erst ein Stück durch den Wald, bevor es später auf einem Radweg an der Straße weiterging. Leider fiel der Radweg irgendwann weg, und es war ziemlich blöd, von den Autos und vielen LKW überholt zu werden. Daher suchten wir nach einer Alternative und fuhren abseits der Straße einen Umweg über Sandwege, die nicht sehr gut befahrbar waren. Wir waren froh, eine Pause an einem Supermarkt machen zu können und Daniel kaufte ein großes Paket Käsekuchen. 

Da wir für unseren heutigen Schlafplatz den Green Velo verlassen mussten, kamen wir später nochmal auf eine Straße, die wir nicht umfahren konnten, da wir über eine Brücke auf die andere Flussseite mussten. Wir zogen unsere Warnwesten an und fuhren auf der viel befahrenen Straße über die Brücke, wobei wir von einigen LKW überholt wurden. Wir fühlten uns nicht sehr wohl und waren sehr froh, als wir endlich von der Straße abbiegen konnten. Wir fuhren durch ein sehr verlassen aussehendes Ferienhausgebiet im Wald, bevor wir am Campingplatz ankamen. 

Die Besitzerin empfing uns auf Englisch, der erst vor kurzem eröffnete Campingplatz hatte neue Sanitäranlagen und wir waren bis auf einen anderen Camper die einzigen Gäste. Daniel unterhielt sich noch mit ihm, wieder über den Google Dolmetscher, da er Chinesisch und kaum Englisch sprach. Er erzählte, dass er in Polen arbeitete und mit seinem Auto zu verschiedenen Campingplätzen fuhr und dort übernachtete. Nachdem wir gegessen hatten, gingen wir früh ins Zelt, da es um 20 Uhr schon fast komplett dunkel war.

Tag 14: Buzka – Koden

Wir machten uns um halb neun auf den Weg, um wieder zurück zum Green Velo zu kommen. Die Straßen war gut und die Luft war morgens noch angenehm frisch. Wir kamen durch ein Dorf, in dem die Hauptstraße (und einzige Straße) asphaltiert wurde. Die Geräte dafür waren riesig, doch wir konnten uns an den Arbeiten vorbei schlängeln. Der Green Velo führte an dem Tag ausschließlich über Asphaltstraßen und wir hatten oft Rückenwind, teilweise wurden wir etwas knapp überholt. 

Nach einem  Einkauf ging es durch Terespol, einer Grenzstadt zu Belarus. Von dort sahen wir einen LKW-Stau Richtung Grenze und fuhren nah am Grenzfluß Bug entlang. In Koden machten wir Stop, im Zentrum gab es eine große Kirche mit vielen Goldelementen und es war ein schöner kleiner Ort. Wir hatten vorher ein Agroturystyka herausgesucht, aber vor Ort war leider niemand. Telefonisch konnten wir uns nur schwer verständigen, aber die Frau sagte, wir sollten unser Zelt schon aufbauen und sie würde dann abends kommen. Also blieben wir dort, auch wenn es ein komisches Gefühl war, bei Fremden im Garten das Zelt aufzuschlagen, wenn diese nicht da sind.

Der Hund und die Katzen des Hauses waren uns gegenüber zum Glück freundlich. Das Haus lag an der Hauptstraße und so konnten wir in regelmäßigen Abständen Polizei- und Militärfahrzeuge vorbeifahren sehen. Koden liegt sehr nah an der Grenze zu Belarus. Am frühen Abend kochten wir etwas und nach dem Essen kam die Gastgeberin Agata mit ihrer Familie nach Hause. Sie war sehr freundlich und vor Ort klappte auch die Kommunikation auf Englisch gut. Auch hier gab es wieder eine Dusche, sodass wir frisch geduscht in die Schlafsäcke gehen konnten.

Tag 15: Koden – Wohla Uhruska

In der Nacht regnete es recht stark, das Zelt hielt diesmal zum Glück dicht. Morgens nach dem Frühstück hatten wir ein nettes und interessantes Gespräch mit der Gastgeberin, die sich über unseren Besuch freute. Seit dem Ausbruch des Krieges war der Tourismus stark merklich zurückgegangen, erzählte sie. Um 8:30 Uhr machten wir uns auf den Weg und nach einem kurzen Schlenker durch Koden ging es auf dem Green Velo weiter. 

Die Landschaft war schön und die Temperaturen waren nicht so hoch. An einem Aussichtsturm trafen wir eine Familie, die mit zwei kleinen Kindern im Radurlaub war.  Wir kamen durch die Stadt Wlodawa und kauften dort etwas ein. Weiter ging es an der Hauptstraße und vorbei an einer Radaranlage des Militärs. Wir bogen in eine löchrige Waldstraße ab, in dem schon Pilze gesammelt wurden. Wir fanden nach kurzem Suchen allerdings nur vergammelte Pilze und so fuhren wir weiter. 

Wir fuhren am Museum des ehemaligen KZ Sobibor vorbei, an dem zu dem Zeitpunkt gebaut wurde. Die ehemaligen Gleisanlagen und der Bahnsteig waren allerdings direkt an der Straße zu sehen. Wir steuerten wieder ein Agroturystyka an, das wir vorab gebucht hatten. Die Ankunft war unkompliziert und wir hatten die gesamte Unterkunft für uns, obwohl noch zwei weitere Zimmer im Haus waren. Es war ein gemütliches Holzhaus mit Wintergarten und Sitzgelegenheiten vorm Haus.

 Wir trockneten unser Zelt und wuschen Wäsche, die wir auf die Leine im Vorgarten hingen. Der Gastgeber, ein älterer Mann mit seiner Hündin Heidi, war sehr nett und ein ukrainischer Freund von ihm half beim Dolmetschen. Abends saßen wir im Wintergarten und aßen, als der Gastgeber uns etwas von seiner selbstgemachten Wurst vorbeibrachte. Auch selbstgemachten süßen Rotwein hatte er für uns da. So machten wir uns noch einen gemütlichen Abend mit Kniffeln im Wintergarten.

Tag 16: Wohla Uhruska – Siennica Nadolna

Am Morgen schliefen wir etwas länger, da das Bett und die gesamte Unterkunft sehr gemütlich war. Zum Frühstück aßen wir die restliche selbstgemachte Wurst und dann machten wir uns um viertel vor neun auf den Weg. Der Green Velo führte an einer Straße mit einem Schutzstreifen entlang, von der wir irgendwann abbogen und bald durch Chelm kamen. Der Stadtverkehr war wieder etwas anstrengend, wahrscheinlich auch, weil wir ihn nicht mehr gewohnt waren. 

Nach einem kurzen Einkaufstop ging es weiter auf dem Green Velo. Es wurde warm und anstrengend, da auch noch Gegenwind dazu kam und die Strecke sich zog. Deswegen legten wir noch eine Pause an einem Supermarkt ein, wo wir uns mit Kuchen stärkten. Am heutigen Tag fuhren wir wieder zu einem Agroturystyka, der auf einem Pferdehof gelegen war. Die Ankunft war unkompliziert und die Gastgeberin, die gerade noch Reitunterricht gab, zeigte uns bald unseren Schlafplatz. 

Wir konnten einen großen Unterstand auf einer Weide nutzen, in dem wir auch unser Zelt aufbauen konnten. Es gab viele Sitzgelegenheiten und Tische. Die Toilette und Dusche war in einem Container neben dem Stall. Abends kochten wir etwas und erholten uns in den Sitzsäcken und auf den Sofas, als noch eine Katze zu Besuch kam und neugierig unser Zelt beschnupperte.

Tag 17: Siennica Nadolna – Majdan Kasztelanski

Nach einer erholsamen Nacht packten wir unsere Sachen und unser Zelt ein, das diesmal trocken geblieben war. Um zwanzig vor neun fuhren wir los, an einer Hauptstraße, da wir zu einer nahgelegenen verlassenen Schlossruine wollten. Diese war wirklich groß und sehenswert und wir besichtigten sie in Ruhe. Als wir wieder auf dem Green Velo waren, kamen wir bald durch schöne hügelige Landschaften und auf einem ausgewaschenen Feldweg mit tiefen Spurrillen ging es einen Hügel herunter. Weiter ging es auf ruhigen Nebenstraßen. Daniel hatte im Vorweg ein Restaurant zum Mittagessen herausgesucht, was sich in einem Gemeindezentrum befand. Das Essen war wirklich lecker und die Mitarbeiterin, die unsere Bestellung aufnahm, sehr geduldig. Weiter ging es am Marinasee vorbei, und auf dem nächsten MOR trafen wir einen Reiseradler aus Deutschland. Er war in die Gegenrichtung unterwegs und kam gerade aus Tschechien. Wir tauschten ein paar Erfahrungen und Tips aus. Nachdem wir wieder weitergefahren waren, ging es an einer Hauptstraße weiter und wir hatten Gegenwind. Wir kamen durch ein touristisches Städtchen, wo wir noch etwas einkauften und das letzte Stück durch den Wald fuhren. Wir waren im Roztocze Nationalpark, der touristisch sehr erschlossen war. Wir hatten für den Abend einen Campingplatz herausgesucht, auf dem wir eine Parzelle zwischen zwei Wohnmobilen bezogen. Die Nachbarn begrüßten uns freundlich und waren neugierig, was wir machten. Nach der Dusche ruhten wir uns aus und kochten noch eine Kleinigkeit. Abends  fand ich dann glücklicherweise noch meine Insektenstichsalbe im Schlafsack wieder, die ich schon verloren geglaubt hatte. So konnte ich meine zahlreichen juckenden Mückenstiche noch versorgen.

Tag 18: Majdan Kasztelanski – Narol

Nach einem Frühstück machten wir uns um zwanzig vor neun auf den Weg und fuhren vom Campingplatz los. Es ging durch den Wald, doch schon früh wurde es sehr heiß und schwül. Wir schwitzten viel und waren ziemlich kaputt. Zwischendurch deckten wir uns mit neuem Essen und Snacks ein. Bevor wir unseren heutigen Schlafplatz erreichten, trafen wir noch Jerry, einen Radler, der uns entgegenkam. Er erzählte viel von seinem Wohnort in Oslo und seiner Heimat Polen und wir hatten ein längeres nettes Gespräch am Straßenrand. Sein Leitspruch war: „Alle Radfahrer sind Freunde“. So tauschten wir am Ende unsere Nummern aus und machten noch ein gemeinsames Foto. 

Die letzten Kilometer zum Agroturystyka bewältigten wir auch noch und kamen erschöpft, aber zufrieden an. Die Gastgeberin bemerkte uns schnell und kam aus dem nahegelegenen Haus. Der Platz bestand aus einem Unterstand mit Küchenzeile und Toilette/Dusche. Außerdem stand noch ein Mobile Home und ein kleines Ferienhäuschen auf der Wiese. Da für abends ein Gewitter angekündigt war, bauten wir unser Zelt unter einem kleinen Unterstand auf, damit es etwas windgeschützt und trocken stand. Dann hielten wir uns im größeren Unterstand auf, wo wir auch kochten. Es wurde dunkler und plötzlich sehr windig und dann ging das Gewitter los. 

Der Sturm war beeindruckend und die Urlauber aus dem Mobile Home und dem Ferienhaus erkundigten sich bei uns, ob alles gut sei und luden uns in ihre Unterkunft ein, falls wir uns dort wohler fühlen würden. Wir freuten uns über das nette Angebot, aber im Unterstand gab es ausreichend Unterschlupf. Unser Zelt hielt dem Sturm auch gut stand und so konnten wir, als das Gewitter vorbeigezogen war, in Ruhe schlafen gehen. Von einer nahegelegenen Party im Dorf und dem fernen Donner hörten wir noch etwas.

Hier geht es zu Teil fünf unserer Reise auf dem Green Velo:

Radreise durch Polen auf dem Green Velo Teil 5

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