Frisches Haff

Radreise durch Polen auf dem Green Velo Teil 1

Anreise zum Green Velo

Um zum Startpunkt des Green Velo in Polen zu kommen, haben wir einen Flixbus mit Fahrradmitnahme gebucht. Zwei Tage vor unserer geplanten Abfahrt wurde unsere Fahrt storniert, da an dem Bus kein Fahrradträger war. Nach kurzem Recherchieren und Herumtelefonieren mit Flixbus konnten wir die Fahrt auf den Folgetag verschieben – da hatten wir nochmal Glück. Auch die Rückfahrt verschoben wir entsprechend.

Als es dann losging, sind wir zuerst mit dem Zug von Flensburg nach Hamburg gefahren. Bei mir blieb der übliche Stress vor der Abfahrt leider nicht aus, aber wir erreichten den Zug rechtzeitig mit nur kleineren Pannen. Daniels Vordertasche fiel ab, da sie nicht richtig eingerastet war, und ich bekam meine neue Lenkertasche nicht schnell genug angebracht. Daniel nahm sie schließlich in der Hand mit.

In Hamburg hatten wir noch genug Puffer eingeplant. Der Umstieg lief problemlos und ohne Verspätung ab. Am ZOB angekommen, packten wir unsere Fahrradtaschen von den Rädern ab und verstauten sie zusammengepackt in großen Ikeatüten. Da merkten wir schon, dass wir auf jeden Fall nicht mit Minimalgepäck unterwegs waren…

Unsere Sättel packten wir in Mülltüten ein und montierten alles von den Rädern ab, was auf der Fahrt abfallen könnte. Wir hatten Glück: Eine halbe Stunde vor Abfahrt kam bereits der Fahrer des Busses zu uns, damit wir in Ruhe unsere Räder mit ihm hinten auf den Gepäckträger montieren konnten.

Flixbus mit Fahrrädern

So ging unsere Abfahrt pünktlich und bei Regen in Hamburg los. Der Bus war voll, und auf den Sitzplätzen wurde es ganz schön eng, als die Vorderleute ihre Lehnen zurückklappten. Wir fuhren etwa 12 Stunden über Nacht bis nach Warschau. Dort hatten wir morgens um 6 nochmal zwei Stunden Wartezeit auf den nächsten Bus, und es war ganz schön kalt. Die Nacht war wenig erholsam, aber ein bisschen haben wir beide geschlafen. Der zweite Bus hatte keinen Fahrradträger, aber da er nicht so voll war, wurden die Räder unten ins Gepäckfach gelegt.

Der Busfahrer fuhr ziemlich schnittig, und ich machte mir bei jeder Bodenwelle und Kurve Sorgen um unsere Räder. In Elblag angekommen war aber glücklicherweise nichts verrutscht, und unsere Räder und wir kamen heil an. Das Zusammenbauen und Taschen anbringen dauerte etwas, da wir ziemlich übermüdet waren. Für die erste Nacht hatten wir uns eine Hütte auf dem Campingplatz in Elblag gebucht. Dort angekommen mussten wir nach einer Dusche erstmal eine Runde schlafen.

Den restlichen Tag verbrachten wir mit einem Bummel durch die schöne Altstadt, holten uns etwas zu essen und kauften im Supermarkt (Biedronka) erste Vorräte ein. Abends und nachts regnete es noch stark, und wir waren froh über unsere Hütte mit überdachter Veranda für die Räder.

Campingplatz Elblag
Unser Zimmer auf dem Campingplatz in Elbląg.

Tag 1: Elbląg- Nowa Pasleka

Endlich ging die Fahrt richtig los! Nachdem wir aus Elblag rausgefahren waren, kamen wir durch eine schöne große Parkanlage, wo leider einige Scherben herumlagen.

Danach ging es in einen Wald, wo wir einige starke Steigungen hoch mussten. Mit dem Gepäck und unseren noch untrainierten Beinen war das ganz schön anstrengend, doch dafür hatten wir Schatten. Unterwegs begegneten wir zwei Pilzsammlern, die uns freundlich etwas auf Polnisch zuriefen.

Es ging weiter durch den Wald und über ausgewaschene Schotterwege bis ans Frische Haff, an dem wir den ganzen Tag entlangfuhren. Der Weg bestand meist aus Betonplatten, die manchmal recht holprig waren.

Dabei fiel auf, dass meine Forkpacks, die ich erst kurz zuvor zuhause das erste Mal angebracht hatte, durch das Geruckel herunterrutschten. Zum Glück konnte ich sie wieder hochschieben und fester anbringen, obwohl mein Fahrrad keine Bohrungen an der Gabel hat.

Wir kamen an ein paar Badestellen vorbei und gingen an einer Stelle mit den Füßen ins Wasser – es war ziemlich kalt. Unterwegs trafen wir auch ein paar andere Radfahrer. Die Sprachbarriere war allerdings spürbar, da wir kein Polnisch sprechen und viele der Leute, denen wir begegneten, kein Englisch und nur selten Deutsch sprachen.

In Frombork legten wir einen Zwischenstopp an der Bazylika ein, die sehr imposant war. Dort sprach uns ein Mann auf Englisch an und fragte nach unserer Reiseroute.

Mehr Informationen zur Kathedrale in Frombork

Fromburger Dom am Green Velo gelegen
Kathedrale Mariä Himmelfahrt und St. Andreas in Frombork.

Weiter ging es: Im Ort Tolkmiecko machten wir einen kleinen Stopp, um einen Döner und Pommes zu essen, da Kebab in Polen scheinbar sehr verbreitet ist. Wir gingen auch in unseren ersten Sklep, einen kleinen Einkaufsladen, in dem es das Nötigste für den alltäglichen Bedarf gibt. Ein paarmal gab es an diesem Tag kleinere Schauer, die wir durch kurzes Unterstellen jedoch gut aushalten konnten.

Während der Fahrt hielten wir nach Schlafmöglichkeiten Ausschau, da wir uns vorab die Karte mit den Wäldern angesehen hatten, in denen Wildcampen in Polen offiziell erlaubt ist. In der Realität stellte sich das jedoch als schwieriger heraus als gedacht. Viele Wälder waren schwer zugänglich, oder es gab keine ebene Fläche ohne große Furchen, auf der man ein Zelt hätte aufstellen können.

Deshalb buchten wir für die erste Nacht noch eine Unterkunft im Örtchen Nowa Pasleka, ziemlich nah an der Grenze zu Kaliningrad. Nachdem wir unsere Sachen verstaut hatten und an meinem Fahrrad kleinere Reparaturen vornahmen, gingen wir noch an den Hafen.

Der Himmel war dunkel geworden, und bald setzte starker Regen ein. Wir gingen bis an den äußersten Zipfel des Hafens, wo dunkle Wellen anrollten – irgendwo in der Ferne musste Kaliningrad liegen.

In der Unterkunft gab es schließlich eine warme Dusche und eine große Portion Nudeln. Danach ging es erschöpft und zufrieden ins gemütliche Bett.

Daniel direkt am Meer in Nowa Pasleka

Green Velo Tag 2: Nowa Pasleka - Kandity

Bevor es um 08:30 Uhr losging, gingen wir noch in den Sklep direkt um die Ecke und kauften ein paar Dinge ein.

Am zweiten Tag führte unsere Route nicht mehr am Haff entlang, sondern ins Inland, immer entlang der Grenze zu Kaliningrad. Für mich war diese Gegend besonders interessant, da mein Opa aus der Nähe des heutigen Mamonowo stammte – ein Ort, den wir leider nicht besuchen konnten.

Das Wetter war angenehm warm, etwa 20 Grad. Unsere Route führte uns bald durch Braniewo, wo Daniel prompt von einem Vogel angeschissen wurde. Ob es ihm wohl Glück gebracht hat?!

Hinter Braniewo kamen wir an einem großen Kloster vorbei. An einer Bushaltestelle machten wir eine Pause, als eine polnische Radreisefamilie vorbeikam. Wir unterhielten uns kurz auf Englisch; sie wollten auch einen Teil des Green Velo fahren.

Später legten wir in einem kleinen Ort eine Pause ein und holten uns beim Bäcker etwas Süßes. Gestärkt fuhren wir weiter und hielten die Augen offen nach einem geeigneten Wildcampingplatz.

Das war eine Herausforderung, da uns noch die Übung fehlte. Nachdem wir zwei Plätze verworfen hatten, fanden wir scheinbar den richtigen: Etwa einen Kilometer hinter einem Dorf entdeckten wir eine etwas versteckte Wiese neben einem kleinen Waldstück.

Dort ruhten wir uns aus und kochten unser Abendessen. Gegen 20 Uhr bauten wir das Zelt auf und gingen etwa eine Stunde später hinein – schon ziemlich müde von diesem ereignisreichen Tag.

Wildcampingspot in Polen mit aufgebauten Zelt am Waldrand
Unser erster Wildcampingplatz.

Gegen halb zehn, es war schon fast komplett dunkel, hörten wir eine männliche Stimme nah am Zelt. Wir erschreckten sehr, scheinbar war der Platz doch nicht so einsam… Daniel ging vors Zelt, um zu sehen, ob er den Mann entdecken konnte, den wir gehört hatten. Doch auch auf Nachfragen zeigte sich niemand. Wir gingen davon aus, dass er wieder weg war, und versuchten mit einem mulmigen Gefühl, wieder einzuschlafen.

Etwa eine Dreiviertelstunde später hörten wir die Stimme erneut, und das Gesagte klang ähnlich wie zuvor. Diesmal erschraken wir noch mehr, da es inzwischen stockdunkel war und wir nicht wussten, wie wir reagieren sollten. Flüsternd berieten wir uns, was zu tun sei. Schließlich entschlossen wir uns, unsere Stirnlampen aufzusetzen und alles so schnell wie möglich zusammenzupacken.

Im nahegelegenen Dorf hatten wir auf dem Hinweg einen MOR (einen Rastplatz) gesehen, dorthin wollten wir zurückkehren. Noch nie waren wir beim Zusammenpacken und Zeltabbauen so schnell gewesen. Auch diesmal konnten wir den Mann, dessen Stimme wir gehört hatten, nicht sehen. Wir vermuteten ihn im Waldstück. Nachdem wir sicher waren, alles dabeizuhaben, fuhren wir los.

Es ging vorbei an einem Friedhof, den wir bereits im Hellen gesehen hatten. Nachts war er durch die vielen Grablichter erleuchtet – ein gruseliger Anblick, wie die Lichter flackerten! Im Dorf angekommen, stellten wir fest, dass alle Straßenlaternen ausgeschaltet waren, und es war sehr dunkel.

Der MOR, den wir erreichten, war in einem schlechten Zustand: Der Tisch war schief, und überall lagen Scherben, Zigarettenstummel und Sonnenblumenkerne. Wir mussten uns erst vom Schreck erholen, bevor wir wieder ans Schlafen denken konnten.

Wir legten unsere Isomatten auf die Holzbänke und machten es uns so gemütlich wie möglich. Ich schlief unruhig, und um 5 Uhr waren wir beide wieder wach – gerade rechtzeitig, um den Sonnenaufgang zu sehen.

Ein MOR Platz des Green Velo in Polen mit unseren Fahrrädern an einer Bank
Der MOR Platz, an dem wir geschlafen haben.

Hier geht es zu Teil zwei unserer Reise auf dem Green Velo:

Radreise durch Polen auf dem Green Velo Teil 2

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